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Buchkritik zu John Robb: "Punk Rock"

Punk Rock Buchtitel
John Lydon
Buzzcocks
Jimmy Pursey
Punk Rock Buchtitel

 

Das britische Imperium schlägt zurück - gegen McNeil/McCains "Please kill me" - und zwar hat John Robb (Mitbegründer der Membranes, einer frühen Punkband aus Blackpool, und damaliger Herausgeber des Fanzines Rox) die Aufgabe übernommen, die "ganze Geschichte" des Punk-Rocks aus britischer Sicht zu schildern. Er bedient sich der selben stilistischen Mittel wie McNeil/McCain, der Aneinanderreihung von Interviews, aber es geht ihm in erster Linie um die Musik - Klatsch und Tratsch findet in dem 500 Seiten starken Buch so gut wie nicht statt. Stattdessen kommt alles was Rang und Namen in der britischen Punkszene der 70er Jahre hatte zu Wort, John Lydon, Mick Jones, Jimmy Pursey, Gene October, Mensi... insgesamt über 100 Akteure. Der Leser erhält ausfühliche Informationen über die Geschichte der Punkbands und deren musikaliche Hintergründe erzählt von den direkt Beteiligten. Wobei vor allem jüngere Leser (unter 40, Ha ha ha!) viele Namen nicht sagen werden, zwar erhält das Buch eine Liste mit Angaben (Band, Instrument) zu den Interviewten, aber wer die Zeit nicht direkt miterlebt hat, wird - wie in einem Roman von Dostoijewski - immer wieder im Namenregister nachschlagen müssen und nachsehen, mit wem man es gerade zu tun hat. Die interviewten Bandmitglieder tun ihr übriges dazu, so äußern sie sich zum Beispiel auf den ersten 100 Seiten des Buches zu den Wurzeln des Punk Rocks in den 50/60er Jahren und dem Glam Rock der 70er Jahre, schildern von ihren musikalischen Vorlieben und Abneigungen zu dieser Zeit und es fallen Namen wie Dave Clark Five, Fleedwood Mac, Hawkwind, Everly Brothers, Mott the Hoople, Prince Buster, Pink Fairies, Johnny Kidd... um nur einige zu nennen. Zwar fügt der Autors die ein oder andere erläuternde Fußnote ein, etwa: Captain Beefhart, die Band um den exentrischen Sänger Don Van Vliet, brachte Rock und Blues auf eine ziemliche schräge Weise zusammen, die sich wie ein Zusammenprall von Howling Wolf und John Coltrane anhörte, - sicherlich ein schöner Vergleich - bringt aber nur dem etwas, der die Musik von Howling Wolf und John Coltrane kennt.
Fazit: Eine solide Kenntnis der Rockmusik ist fast Voraussetzung um den Ausführungen der Erzählenden folgen zu können. Für alle, die nur einmal kurz nachlesen wollen, was war/ist denn nun Punk Rock, ist dieses Buch eher nicht geeignet. Für alle, die mit Punk Rock groß geworden sind, für die Adverts, Damned oder Slits keine böhmischen Dörfer sind, bietet das Buch eine glänzende Unterhaltungslektüre mit vielen Insiderstories.


©2008 R.otten.s Z.Blanck
Buzzcocks